Wenn man sich in Diskussionen positiv zu eVoting äussert, gleitet ebendiese Diskussion schnell ins Merkwürdige ab. Glaubt man den Gegnern, so ist es heute und bis in alle Zukunft unmöglich, das herkömmliche Stimm- und Wahlverfahren sicher und funktional in die digitale Welt zu überführen.
Unmöglich bis in alle Ewigkeit
Ein so einfaches Verfahren wie heute ebenso einfach digital abzubilden gehe auf Kosten der Sicherheit, ist einer dieser in Granit gemeisselten Mantras. Wenn etwas einfach ist, kann es unmöglich sicher sein. Es geht nicht. Nicht umsetzbar. Zwei Konzepte, die diametral auseinanderlaufen. Ich verstehe diese Verweigerungshaltung nicht. Ich verstehe diese Scheuklappen nicht. Und überhaupt wäre es viel kostengünstiger, sich ein paar Hacker zu kaufen statt eine millionenteure Kampagne zu fahren, um ein Abstimmungsergebnis zu seinen Gunsten zu erreichen. Selbst ausländische Chip-Hersteller, welche die eVoting-Server überhaupt erst zum Leben erwecken, würden sich an Manipulationen beteiligen oder solche zumindest ermöglichen. Für mich etwas gar fantasievoll und grenzt schon fast an eine Verschwörungstheorie.
Die Klage gegen den CCC ist dumm
Aber: Ganz unrecht haben sie alle damit nicht. Es ist heute möglich, ein eVoting-System anzuzapfen und die Ergebnisse zu verändern. Der Chaos-Computer-Club hat im Genfer System eine solche Sicherheitslücke aufgedeckt. Dummerweise wissen die kleingeistigen Genfer Behörden nichts Besseres, als die Leute von CCC vor den Richter zu zerrern. Dabei haben die Jungs (ich nehme mal einfach an, dass es Jungs waren) nichts anderes als einen wichtigen Beitrag zur Sicherheit geleistet, indem sie bewiesen haben, dass es eben nicht sicher ist. Statt Anzuklagen sollten sich die Verantwortlichen in Genf demütig beim CCC bedanken und die entdeckten Lücken schliessen. Und dann lässt man die Hacker nochmals ran. Sooft, bis sie es nicht mehr schaffen, das Ding zu knacken.
Es hilft dem Vorhaben wenig, wenn man diejenigen mundtot machen will, die nachvollziehbar den Beweis angetreten haben, dass die von der Verwaltung als sicher bezeichnete Lösung eben nicht sicher ist. Und es spielt den Gegnern in die Karten, als dass die Verwaltungen nicht transparent und ehrlich agieren. Komplett falscher Fehler.
Ein Verbot ist falsch
Wir stellen heute also fest, dass die eingesetzten Systeme Schwachstellen aufweisen. Diese Probleme müssen gelöst werden. Auch muss das Problem des Stimmgeheimnisses bei gleichzeitiger Sicherstellung, dass man nur ein Mal abstimmen kann und eine anonyme Nachvollziehbarkeit ermöglicht wird, gelöst werden. Noch ist das nicht der Fall. Deshalb weiterarbeiten.
Es ist sicher der falsche Weg, jetzt auf Teufel komm raus eVoting zu lancieren. Aber es ist ebenso falsch, eVoting zu verbieten. Ein Moratorium könnte möglicherweise der richtige Mittelweg sein. Man muss darauf bedacht sein, dass man die Bestrebungen nach einer sicheren eVoting-Lösung nicht sediert.
Warum sollte es ausgerechnet der direktdemokratischen Schweiz nicht gelingen, ein urdemokratisches Verfahren in das digitale Zeitalter zu transformieren?
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