2019 war das Jahr der Klimajugend. Sie demonstrierten, die streikten und sie hüpften. Dann kam der Winter und mit ihm ein etwas raueres Klima. Wettertechnisch. Jedenfalls schien die allgemeine Motivation für kollektives Klimatanzen arg eingebrochen. Das Wetter war halt jahreszeitbedingt zu garstig. Ich verstehe das.
Erfolgreiches Agenda setting
Nun bringt es aber nichts, sich über die Klimajugend lustig zu machen. Denn sie haben eindrücklich erreicht, dass die Klimathematik auf die politische Agenda kam und die Parlamentswahlen auf eidgenössischer und kantonaler Ebene dominierte. Die jungen Hüpfer haben denn auch die Wahlen gewonnen. Grün und Grünliberal legten mächtig zu. Alle anderen blieben auf der Strecke. Sogar die spektrumsverwandten roten Verbündeten aus der Wassermelonenfraktion zogen einen Dämpfer ein. Ein bemerkenswerter Erfolg.
Dann kam Corona. Der aktivistische Winterschlaf hielt an. Man glaubte den Klimastreik schon beinahe vergessen. Schliesslich war man zunächst gezwungen, zu Hause zu bleiben und danach musste man sich über das Bundesamt für Gesundheit, einen zu aktiven Neu-Pensionär und Masken empören. Aktivisten waren zwar auch wieder unterwegs, nur trugen sie diesmal Aluhüte.
Jetzt sind sie aber wieder aktiv, die Klimaaktivisten. Am 21. September startete die Aktion «Rise up for change» mit der Besetzung des Bundesplatzes in Bern. Sie schleppten Zelte und Toi-Tois an, weil sie eine Woche lang bleiben wollen. Es stehen Yoga-Workshops, Impro-Theater-Aufführungen und gemeinsames Singen à la Lagerfeuer auf dem Programm. Eine aktive Sitzdemo.
Der Zuspruch sinkt
Doch die allgemeine Resonanz auf die «Besetzung des Bundesplatzes» ist gering. Die Teilnehmerzahl liegt wohl unter den Erwartungen der Organisatoren (die das natürlich nie so zugeben werden), die Medien sind nur mässig interessiert an diesem Happening und selbst von sinnesverwandten Politikern, direkt vor deren bundeshäuslichen Toren man sich illegalerweise niederliess, hat man bislang kaum etwas vernommen.
Was die klimajugendlichen Organisatoren und ihre verbliebenen protestierenden Restposten nicht verstanden haben: Es ist vorbei. Die Klimademos haben ihren Zweck erreicht. Die Klimajugend hat ihre Pflicht erfüllt. Sie war erfolgreich. Jede weitere Aktion jetzt ist kontraproduktiv, beschädigt das bislang Erreichte und zieht die gesamte Klimathematik auf eine lächerliche Ebene. Diese Aktionen haben noch nicht einmal mehr homöopathischen Nutzen.
Aktivismus taugt nichts
Es gibt mit Aktivismus nichts mehr zu gewinnen, dafür alles zu verlieren. Die Allgemeinheit hat bei den Wahlen 2019 an den Urnen zu Gunsten der Jungen gesprochen. Sie waren mit ihren Forderungen einverstanden und stellten entsprechende Weichen. Mit jeder weiteren Demonstration aber verlieren sie den Rückhalt und die Glaubwürdigkeit in der Bevölkerung. Und wenn sie jetzt dann ihr Klimacamp vor dem Bundeshaus räumen müssen, was dem geltenden Demonstrationsverbot während Sessionen entspräche, verlieren sie auch mehr und mehr den Support an Mitdemonstrierenden. Es werden immer weniger.
Die Klimabesorgten, deren Besorgnis ich übrigens in einem gewissen Masse teile, können mit solchen Aktionen nur verlieren. Aktivismus taugt nichts. Ziviler Ungehorsam ist in einem funktionierenden Rechtsstaat und erst recht in einer direkten Volksdemokratie keine akzeptable Option. Im Gegenteil. Es wird lediglich Schaden angerichtet. Hauptsächlich Schaden an der eigenen Idee.
Nutzt stattdessen die direktdemokratischen Mittel. Es stehen genügend zur Verfügung. Geht den ordentlichen politischen Weg. Nur so ist etwas zu gewinnen. Mit Yoga-Workshops und Singkreisen macht man keine erfolgreiche Politik. Und dem Klima hilfts exakt genau gar nichts.
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