Bundesämter sind nicht unfehlbar

Photo by Chris Liverani

Das Bundesamt für Gesundheit BAG hat eine Statistik herausgegeben, in welcher festgestellt wurde, dass nahezu 40 % der Corona-Ansteckungen in Clubs stattfinden würden. Das war an einem Freitag. Am Sonntag darauf korrigierte das BAG diese Zahlen und entschuldigte sich für den Fehler. In den sozialen Medien kotzte man sich genüsslich darüber aus.

Krasser Fehler

Die erste Information besagte, dass über 40 % der Corona-Ansteckungen auf Clubbesuche zurückzuführen seien. Tatsächlich aber, so dann die berichtigten Zahlen, handelt es sich nur um knappe 2 Prozent. Laut der korrigierten Statistik finden gut ein Drittel der Infektionen innerhalb der Familie statt.

Das ist natürlich ein krasser Fehler. Gerade auch deshalb, weil just im Vorfeld der Veröffentlichung Clubbesitzer sowie das Partyvolk stark kritisiert wurden und bereits wieder einschneidende Massnahmen gegen ebendiese Clubs gefordert wurden. Eine erneute Schliessung dieser Etablissements hätte zu noch grösseren finanziellen Schäden geführt.

Weil die Politik ihr Handeln auf Zahlenmaterial von zuständigen Bundesämtern abstützt, dürfen solche Fehler nicht passieren.

Etwas mehr Sachlichkeit

Nun ist er aber passiert. So abgenagt die alte Floskel, wo gearbeitet wird, geschehen Fehler, halt klingen mag – sie trifft eben zu. Und wir dürfen nicht vergessen: Der Fehler wurde bemerkt und korrigiert, ohne dass man sich irgendwie herausreden wollte. Innert zwei Tagen übrigens.

Jetzt auf allen Kanälen loszubrüllen und den Rücktritt vom zuständigen Bundesrat zu fordern oder das Amt an sich infrage zu stellen, ist ebenso falsch wie wenn man den Issue einfach abhaken und in den Erledigt-Ordner verschieben würde.

Verbesserungen tun Not

Es ist ein Fehler passiert. Entlassungen oder Rücktritte machen weder den Fehler ungeschehen, noch sind sie eine Garantie, dass sich der Fehler nicht wiederholt. Die Verantwortlichen sollen hierfür Verantwortung übernehmen und die Probleme beheben.

Das BAG mag in der gesamten Pandemie-Zeit definitiv nicht immer geschickt agiert haben. Auch liegt man nicht falsch, wenn man punktuell von einer Überforderung spricht. Wenn wir aber ehrlich sind: Wer war in dieser Zeit nicht irgendwann überfordert?

Im BAG und wohl auch in der gesamten Verwaltung tun Verbesserungen im digitalen Bereich dringend Not. Wenn wir nur daran denken, dass in heutigen Zeiten wichtiges und vor allem zeitnah benötigtes Zahlenmaterial noch immer per Fax gesammelt wird, kräuseln sich mir die Zehennägel. Es gibt einiges zu tun.

Aber wir können auch von einem Bundesamt nicht erwarten, dass es unfehlbar ist, dass es alles weiss und sofort auf jede Entwicklung reagieren kann. Diese Pandemie ist ein Stresstest für alle. Auch für das BAG. Schwachstellen werden dabei gnadenlos aufgedeckt. Doch statt jetzt genüsslich auf auf die Verantwortlichen einzuprügeln, sollten wir diese Chance nutzen, die Schwachstellen zu beheben.

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